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Berufsethik

„If we don't care about our past, we cannot hope for the future.“
Jacqueline Kennedy Onassis
  • Welchen Prinzipien folgt eine Restaurierung?

    Der Schutz und die Pflege von Kulturgütern für diese sowie kommende Generationen steht im Dienste für ein besseres Verständnis unseres kulturellen Erbes. Dabei übernimmt der Restaurator/die Restauratorin die Verantwortung gegenüber dem unwiederbringlichen Objekt. Das Bewusstsein für moderne Restaurierungstheorien sowie der ethische Denkansatz entwickelt sich seit dem frühen 20. Jahrhundert.

    Begriffe wie Authentizität, Bestandserhaltung und Reversibilität gehören heute zum täglichen Vokabular eines Restaurators/einer Restauratorin. Die Wahrung und Sicherung des vorliegenden Bestandes sowie die Erhaltung von Lesbarkeit und Bedeutung zählen zu den häufigsten Zielen einer Konservierung/Restaurierung. Eine qualitativ hochwertige Konservierung/Restaurierung sollte möglichst schonend für die Originalsubstanz des Objektes sein. Zu weiteren Anforderungen zählen eine Nachvollziehbarkeit der Eingriffe sowie, dass es zu keiner Veränderung des Dargestellten kommen darf.

    Der Anspruch an reversible, also rückführbare Maßnahmen ergibt sich aus ebendiesen Anforderungen. Neben der Bewahrung der Authentizität und der Originalsubstanz eines Objektes spricht der Gedanke, dass die Zukunft der Objekte weitere konservatorische/restauratorische Eingriffe mit sich bringen könnte, was wiederum die Möglichkeit von weiterentwickelten Methoden und Materialien bedeutet, für den Einsatz von reversiblen Maßnahmen.

    An die für Arbeiten am Objekt verwendeten Materialien bestehen hohe Ansprüche. Eigenschaften wie die chemische Zusammensetzung, das Alterungsverhalten oder die Löslichkeit müssen bekannt sein und sind Thema von zahlreichen konservierungswissenschaftlichen Arbeiten.

  • Was bedeutet eine Restaurierung für das Objekt?

    Bei Objekten handelt es sich um historische Dokumente die einen Ausdruck der vergangenen Generationen darstellen. Dabei ist es egal ob das Objekt von einem bekannten Künstler geschaffen wurde oder aus dem alltäglichen Leben stammt. Der konservatorische/restauratorische Zugang lässt keinen Raum für persönliche Wertungen.

    Generell lässt sich ein Objekt durch verschiedene Werte definieren. Neben dem wirtschaftlichen Marktwert können künstlerische, historische, kulturelle und wissenschaftliche Bedeutungsebenen bestehen. Nicht zuletzt ist der ideelle beziehungsweise persönliche Wert zu nennen der einem Objekt beigemessen werden kann.

    Jedes Objekt besitzt seine Geschichte, die nicht nur durch die unmittelbare Entstehungszeit repräsentiert wird. Daraus ergibt sich der Begriff des Alterswerts. Spuren der Alterung wie Abnutzungen, Veränderungen der Oberfläche oder Korrosionen sind Erscheinungsformen die für ein Objekt prägend sein können. Durch den Alterswert wird die seit der Entstehung verflossene Zeit widergespiegelt. Für die Konservierung/Restaurierung eines Objektes ist dieses Bewusstsein von Bedeutung, da ein zu stark restauriertes Objekt schnell seine authentische Wirkung gegenüber dem Betrachter verlieren kann. Die Entscheidung wie weit die Konservierung/Restaurierung gehen soll, wird in der Regel im Dialog des Auftraggebers gemeinsam mit dem Restaurator/der Restauratorin getroffen.

    Hinter einem für die Konservierung/Restaurierung eines Objektes erstellten Maßnahmenkonzept stehen immer mehrere Entscheidungsprozesse welche auf den objektspezifischen Anforderungen basieren. Durch unterschiedliche Materialien, Alterungsprozesse und die daraus entstehenden Schadensbilder muss jedes Objekt individuell betrachtet und behandelt werden.

  • Woraus bestehen die Aufgaben eines Restaurators/ einer Restauratorin?

    Der Tätigkeitsbereich eines Restaurators gestaltet sich sehr vielschichtig. Es besteht eine enge Verschränkung von theoretischer und handlungsorientierter Arbeit. Die modernen Restaurierungstheorien beinhalten einen hohen wissenschaftlichen Anspruch, der unter anderem eine Grundlagenforschung zu Materialien, Techniken, Schadensphänomen und Methoden voraussetzt. Eine reflektierte Forschung zum Objekt gehört ebenso wie die Durchführung von Maßnahmen zu den Aufgaben eines Restaurators/ einer Restauratorin.

    Hinter jeder durchgeführten Maßnahme sollte ein komplexer Entscheidungsprozess stehen. Das Fehlen von einem kritischen Denkansatz führt zu einer entsprechenden Gefährdung der Authentizität eines Objektes, deren Erhaltung ein unverzichtbares Ziel der Konservierung/Restaurierung sein sollte.

    Der Beruf des Restaurators kann deutlich abgegrenzt werden von der Tätigkeit eines Handwerkers oder Künstlers, da es sich um die Erhaltung von Gegenständen handelt und nicht um die Erschaffung von Objekten oder einer persönlichen Verwirklichung. Da in Österreich kein Berufstitelschutz für ausgebildete Restauratoren besteht, befinden sich am öffentlichen Markt viele stark handwerklich orientierte Restauratoren. Für Personen von außen gestaltet es sich daher oft schwer zwischen den beiden Berufsgruppen des akademischen und handwerklichen Restaurators zu unterscheiden und die richtige Ansprechperson für ihre Bedürfnisse zu finden.

    Oftmals sind die ethischen Anforderungen eines Objektes, die Wünsche des Auftraggebers sowie der wirtschaftliche Druck des Restaurators in verschiedene Richtungen orientiert. Dabei zählt es auch zu den Aufgaben des Restaurators/der Restauratorin eine angemessene Balance zwischen den unterschiedlichen Ansprüchen zu finden.

  • Weiterführende Literatur zu diesem Thema:

    International Council of Museums – Committee for Conservation ICOM-CC, The Conservator-Restorer: a Definition of the Profession, Kopenhagen 1984
    (http://www.icom-cc.org/47/about/definition-of-profession-1984/#.WmHcH9_iZPY, Zugriff am 27.1.2018)

    Europäische Vereinigung der Restauratorenverbände E.C.C.O., Berufsrichtlinien, Brüssel 1993
    (https://www.romoe.com/de/berufsbild-restaurator/grundsatzpapiere/ecco-berufsrichtlinien-i—der-beruf-des-restaurat_esti3sji.html, Zugriff am 27.1.2018)

    Österreichischer Restauratorenverband ÖRV
    (https://www.orv.at/verband/oerv/, Zugriff am 27.1.2018)

    Janis, Restaurierungsethik im Kontext von Wissenschaft und Praxis, München 2005

    C. Brandi, Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart (Hg.), Theorie der Restaurierung, in: ICOMOS, Hefte des Deutschen Nationalkomitees XLI, München 2006

    Hellwig (Hg.), Vom Umgang mit dem Original, Denkmalpflege und Restaurierung in Theorie und Praxis, München 1998

    Götz, C. Weyer, Restaurierungsethik – der „gute Wille“ in der Praxis, in: Museumskunde 67 2/2002